Maria Blumenroth,Softwarreentwicklerin bei der TRICERA energy GmbH

Maria, Softwareentwicklerin

Maria und ich verlängern die Mittagspause und starten unser Gespräch nach dem veganen Essen in der Gemeinschaftsküche. Der Geruch von frisch Gekochtem umgibt uns immer noch, hier werden täglich sehr fleißig auch gemeinschaftlich Gerichte gekocht.

Hallo Maria. Ist die Annahme richtig, dass dir Nachhaltigkeit nicht nur im Unternehmens-Alltag wichtig zu sein scheint?

Da hast du Recht. Ich engagiere mich privat ehrenamtlich bei Anima e.V., die rund um das Thema Nutztierhaltung aufklären. Dieses Thema ist eng verbunden mit Nachhaltigkeit, da Ressourcennutzung, Umwelt- und Klimaschutz neben dem Tierschutz-Aspekt wichtige Themen im landwirtschaftlichen Diskurs sind. Diese Themen liegen mir sehr am Herzen. Mit unserem Verein gehen wir an Schulen, gestalten Bildungsangebote, veranstalten u.a. auch den veganen Sommer- und Wintermarkt. Das eingenommene Geld wird dann an Lebenshöfe und andere Tierschutzeinrichtungen gespendet.

Generell versuche ich seit über 12 Jahren Aufmerksamkeit für das Thema zu generieren, bin Teil von Demonstrationen und gehe gerne in den direkten Austausch mit den Menschen.

Dann kommt es deiner Grundhaltung sicherlich entgegen, dass wir bei TRICERA selbst auch großen Wert auf die nachhaltige Nutzung bereits genutzter Ressourcen legen.

Es motiviert mich wie im Privaten, Teil einer „Bewegung“ zu sein. Ich finde es schön, dass es meinem Arbeitgeber wichtig ist, Ressourcen zu schonen. Der Ansatz, 1st und 2nd Life-Batterien einzusetzen und damit Batteriemodulen ein zweites Leben zu schenken, war ein ausschlaggebender Punkt, mich bei TRICERA zu bewerben. Dass wir uns als Unternehmen hier seit Gründung eine Expertise und einen USP aufbauen konnten, ist natürlich ein gutes Zeichen.

Dein Weg zu TRICERA war nicht stringent, du hast einen erfolgreichen Quereinstieg hingelegt.

Ich habe ein Lehramts-Studium für Mathematik und Deutsch auf Gymnasial-Niveau absolviert und während des Referendariats gemerkt, dass es nicht so sehr zu mir passt. Das Studium hat wenig mit dem Beruf zu tun, da viel Wert auf vertieftes fachliches Verständnis gelegt wird. Dafür bietet es aber Kenntnisse, die für andere Berufsfelder genutzt werden können wie beispielsweise Softwareentwicklung.

Nach einer kurzen Orientierungsphase habe ich mich dann Anfang 2022 als Softwareentwicklerin weitergebildet. Neben grundlegenden Aspekten der Softwareentwicklung waren Datenbankdesign und die Programmiersprachen C# und C++ Teil der Weiterbildung. An anderen Teilnehmenden, welche je nach Kurs bereits einige Jahre Erfahrung in der Branche hatten, habe ich dann gemerkt, dass ich durch mein Studium Problemlösestrategien erlernt habe, durch welche ich in einigen Punkten ihnen gegenüber sogar Vorteile hatte. Erfahrung ist natürlich auch ein wichtiger Punkt in diesem Beruf, diese durfte ich dann bei TRICERA sammeln. Ich bin jetzt schon seit 2,5 Jahren hier und sehr zufrieden.

Jetzt ist Software nicht gleich Software, sondern sehr vielschichtig. Teilt ihr euch die Aufgabenbereiche innerhalb des Teams auf?

Die Software bei TRICERA teilt sich grob in zwei Bereiche auf: Es gibt den einen Teil des Teams, der sich vor allem um die Netzwerktechnik kümmert, also die Infrastruktur bereitstellt, sodass zum Beispiel die Geräte und verschiedene Parteien auf das Netzwerk zugreifen und miteinander kommunizieren können. Dieses Team sorgt zum Beispiel auch grundlegend dafür, dass der von uns geschriebene Code und Programme, die wir nutzen, auf den Server aufgespielt und aktualisiert werden können, kümmert sich um verschiedene Sicherheits-Aspekte des Speichers und erledigt weitere Aufgaben, die ich hier nicht alle aufzählen kann. Ich würde diesen Teil der Software als Schnittstelle zwischen der physischen Anlage und dem Code beschreiben.

Dann gibt es noch einen zweiten Teil des Teams, zu dem ich gehöre und der als grundlegende Aufgabe den Code bereitstellt. Das bedeutet, wir implementieren Schnittstellen zwischen den Geräten und den Parteien, welche Teil der Steuerung sind wie zum Beispiel den Batteriewechselrichtern und dem Vermarkter. Außerdem stellen wir eine Logik bereit, welche Messwerte und Vorgaben entsprechend den Anforderungen des Projekts verarbeitet und die daraus resultierenden Werte an die Geräte und weitere Parteien weitergibt. Das Aufsetzen und Pflegen der Datenbank, die Visualisierung für uns und den Kunden sowie die Inbetriebnahme verschiedener Geräte gehören auch zu unseren Aufgabengebieten. Wir führen auch Tests durch und unterstützen das O&M-Team dabei, das Verhalten von laufenden Anlagen zu überwachen und zu analysieren.

Wie sieht deine Arbeit im Code konkret aus?

Meine Kolleg:innen und ich entwickeln den Code regelmäßig weiter, um dessen Performance zu verbessern und neue Features einzubinden.

Ein Beispiel dafür ist, dass ein neuer Wechselrichter-Typ eingebunden werden soll. In Absprache mit anderen Abteilungen wird dann erstmal geschaut, welches Gerät wir für die gestellten Anforderungen am besten nutzen. Steht dies fest und ich erhalte die Aufgabe, diesen Wechselrichter einzubinden, dann muss ich mir zuerst anschauen, welche Funktionalitäten und Informationen dieser bereitstellt und wie ich dies in unsere bestehende Logik einbinde. Dann schreibe ich eine Schnittstelle in Form eines Codes. Das ist wie ein Baustein, welcher das Gerät und unsere Logik verbindet. Einerseits muss diese Schnittstelle den Austausch zwischen dem Gerät und dem restlichen System ermöglichen, sodass beispielsweise ein Zuschaltbefehl an der richtigen Stelle ankommt und andererseits kann diese auch selbst noch Logik beinhalten, also auf Information A Reaktion B auslösen und dann Ergebnis C zurückgeben. Für diesen Code werden dann auch Tests geschrieben, um sicherzustellen, dass er gut funktioniert, auch im Zusammenspiel mit der restlichen Logik. Der Code wird dann auf eine gemeinsame Plattform hochgeladen und erklärt, was gemacht wurde und warum. Eine andere Person aus dem Team rezensiert diesen dann, schlägt Änderungen vor oder gibt das “ok”. Landet neuer Code im Gesamtkunstwerk, haben diesen vorher mindestens vier Augen gesehen.

Aber das Entwickeln von Code ist nur ein Teil meiner Arbeit. Im eben erwähnten Beispiel würde ich auch dafür sorgen, dass die Einstellungen am Wechselrichter richtig konfiguriert sind, bei Bedarf in den Austausch mit dem Hersteller gehen, um auftretende Fragen zu klären und eine Dokumentation verfassen, um dieses Wissen festzuhalten.

Gibt es da eine Routine, einen Arbeitsalltag?

Es lässt sich nicht alles planen. Einen gewissen Rhythmus hat es trotzdem. Zu Beginn der Woche gibt es ein Meeting, in dem wir uns die Wochenziele anschauen, einen Blick auf die Aufgaben der vergangenen Woche werfen und externe Termine klären, wie beispielsweise Einsätze auf Anlagen, für welche die Hilfe der Software angefragt wurde. Dann widme ich mich meiner gerade anstehenden Aufgabe wie zum Beispiel am Code schreiben, Konfigurationen erstellen oder Dokumentieren.

Hin und wieder muss neu priorisiert werden, denn manche Anfragen müssen schnell bearbeitet werden. Wenn eine Anlage zum Beispiel eine Warnung ausgibt, werde unter anderem ich angefragt, um die Ursache zu klären und zu beheben oder dabei zu helfen, damit einem Fehler vorgebeugt wird. Es laufen auch Anfragen von Kund:innen oder anderen Abteilungen auf, welche dann noch neben der geplanten Aufgabe beantwortet werden. Deshalb verläuft der Tag manchmal anders als gedacht und man hat viel Abwechslung.

Geht es dann zuhause am eigenen Rechner weiter oder was ist dein Ausgleich zum Arbeits-Alltag?

Ich fahre Roller-Derby. Das ist ein Sport, bei dem man auf Rollschuhen unterwegs ist und versucht, den Gegner daran zu hindern, Runden zu fahren. Zwischendurch war ich auch schon Kickboxen. Allgemein präferiere ich aktive Dinge zum Ausgleich der relativ sitzintensiven, nicht so körperlich anstrengenden Tätigkeit.

Der eigene Rechner wird auch hin und wieder zum Zocken genutzt. Das ist nach der Arbeit aber manchmal zu anstrengend, wenn man vorher schon 8 Stunden am Bildschirm saß. Das beschränkt sich dann meist aufs Wochenende.

Gibt es Entwicklungen in der Software, die du aktiv wahrnimmst?

Im Software-Bereich gibt es natürlich ständig Änderungen und Weiterentwicklungen. Einerseits gibt es Updates der Programmiersprachen, die wir nutzen, sodass diese kontinuierlich flexibler und leistungsfähiger werden. Wir verwenden auch Open Source Programme, passen diese auf unsere Bedürfnisse an und integrieren sie in unser Produkt. Diese unterliegen auch einer ständigen Wandlung, da sie öffentlich zugänglich sind und sie somit von vielen Entwickler:innen bearbeitet werden. Ein großes Thema in der Software-Entwicklung ist aktuell Künstliche Intelligenz (KI); diese nutzen wir inzwischen auch für unseren Arbeitsalltag. Wir nutzen das Tool GitHub Copilot, das ist ein KI-basierter Assistent, den man auf vielfältige Weise nutzen kann. Beispielsweise kann man Variablen, welche in der vorhin erklärten Schnittstelle genutzt werden und die man mehr oder weniger abtippen und dabei nur leicht modifizieren muss, per Assistent schnell übertragen lassen. Man kann sich von ihm auch erklären lassen, welche Ursache es hat, dass ein Teil des Codes nicht so funktioniert wie erwünscht oder sich Code vorschlagen lassen. Dabei muss man aber sehr vorsichtig sein, denn die Antworten sind nicht immer richtig und auch nicht unbedingt die beste Lösung. Ein weiterer Anwendungspunkt ist die ebenfalls erwähnte Rezension des Codes, bevor er in das Gesamtkonstrukt überführt werden darf. Die Prosa-Erläuterung, was dieser Code tut, kann man sich ebenfalls von der KI abnehmen lassen und gestaltet somit den Prüfungs-Prozess effizienter.

Zum Abschluss: Wen nominierst du für das nächste Interview und warum?

Ich nominiere Alexandra. Sie ist Teil der Administration und räumt uns allen recht viele generelle Themen weg. Zudem hat sie ihren Hund Eddi, der den Büro-Alltag aufwertet. Es lohnt sich, die beiden kennenzulernen.