Sophia Horsch, Leiterin der Produktentwicklung bei der TRICERA energy GmbH

Sophia, Leiterin der Produktentwicklung

Wir sitzen im Oval Office (eine Wand des Raums ist oval, daher der Name in Anlehnung an das Büro im Weißen Haus). Sophia hat gerade einen Meeting-Marathon beendet. Sie scheint neugierig, was sie nun erwartet.

Schön, dass du dir die Zeit nehmen konntest, Sophia. Bei den vielen Themen, die du moderierst, gar nicht so einfach, oder?

Konrad hat mich nominiert, das nehme ich natürlich gerne an. Interviews sind nicht zwingend Teil meiner Komfortzone, aber ich bin gespannt was mich jetzt erwartet und nehme mir gerne Zeit dafür.

Du bist Leiterin der Produktentwicklung, hast 10 Personen, die an dich berichten. Das geht mit Verantwortung und auch einem gewissen Druck einher. Empfindest du das ähnlich?

Das kommt ein wenig auf den Zeitpunkt der Frage an. Wenn man neu in einer Position anfängt, wie ich vor etwas mehr als einem Jahr, ist erst einmal alles herausfordernd, von Meetingmoderation über Strukturierungen bis hin zu den vielen inhaltlichen Themen. Mit der Zeit fällt ein Teil des Drucks weg, weil man eingearbeitet ist und die Prozesse kennt. Die fachlichen Herausforderungen bleiben natürlich trotzdem. Dabei sind allerdings auch viele spannende Themen, bei denen es Spaß macht zu optimieren oder Fehler zu suchen und zu lösen. Ich würde schließlich nicht in diesem Bereich arbeiten, wenn ich nicht eine gewisse Faszination dafür hätte.

Zudem entwickelt man Vertrauen in die fachlichen Kompetenzen der Kolleg:innen. Wir haben in unserem Team sehr gute Fachpersonen, wodurch ich mit der Zeit etwas Gelassenheit gewinnen konnte, dass auch wenn gefühlt unlösbare Herausforderungen auftauchen, das mit den entsprechenden Personen gelöst werden kann.

Trotz den vielen positiven Aspekten sind wir ein sich schnell entwickelndes Unternehmen in einem sehr dynamischen Markt. Der damit verbundene Stress lässt sich nicht unter den Teppich kehren und erfordert immer wieder eine Balance zwischen dem zu finden, was man schaffen kann, und zwischen den vielen anderen Dingen, die geschafft werden könnten und sollten.

Mit welchen Aufgaben beschäftigt sich die Produktentwicklung, was ist der Kern eurer Arbeit?

Das gliedert sich in zwei Bereiche. Es gibt einerseits die Batterieintegration selbst, bei der wir neue Batterietypen in unsere flexiblen Containerlösungen integrieren und andererseits die Unterstützung der Inbetriebnahmen, denn nicht jedes System läuft vom Start weg sauber durch. Dort analysieren und lösen wir die Fehler und Sammeln Informationen für die Optimierung.

Eine Herausforderung bei der Batterieintegration ist, dass der Batteriecontainer als unser Produkt nach außen standardisiert ist. Alle Container haben die gleiche Geometrie und den gleichen Grundaufbau. Im Inneren werden allerdings viele verschiedene Batterietypen verbaut. Wir stehen demnach bei jedem neuen Batterietyp vor der Aufgabe, diesen elektrisch, mechanisch und softwareseitig bei nach außen gleichbleibenden Schnittstellen in unsere Systeme zu integrieren.

Mechanisch haben wir dafür ein flexibles Rack, dass an die Geometrie der Module angepasst werden kann. Elektrisch haben wir ein anpassbares Switchgear, das sowohl mit der Mikroelektronik des Batteriemanagementsystems, als auch mit der Schalteinheit zur Zu- und Abschaltung der Batteriestränge auf die Umrichter ausgestattet ist. Bei der Kommunikation haben wir einen „Übersetzer“, der die Informationen der Batterie dahingehend anpasst, dass die übergeordnete Software mit gleichbleibenden Schnittstellen arbeiten kann.

Du hast regenerative Energiesysteme an der TU Dresden studiert, jetzt bist du Abteilungsleitung. Wie kam es dazu?

Ich habe vorher bereits in einem Unternehmen für Batteriespeicher im technischen Vertrieb gearbeitet und anschließend bei TRICERA am Aufbau der Projektentwicklung mitgewirkt. Auch wenn die Projektentwicklung ein sehr spannendes und komplexes Themengebiet ist, war mir persönlich der Fokus auf detailliert technische Themen nicht ausreichend gegeben. Ich wollte daher gerne näher an unsere Produkte, gleichzeitig aber weiterhin strukturell und organisatorisch im Unternehmen mitarbeiten. Beides zusammen hat sich dann zur Leitung der Produktentwicklung ergeben. Wie oben beschrieben war das am Anfang eine Herausforderung, da sich hier die Fachteams Elektrotechnik, Mechanik und Embedded Systems (Schnittstelle Hardware zu Software) vereinen. Dazu kommen die organisatorischen Themen. Aber man wächst an seinen Aufgaben und das Lernen hört nie auf.

Hat der zurückgelegte berufliche Werdegang Vorteile für deine aktuelle Arbeit?

Mir sind durch den technischen Vertrieb und die Projektentwicklung die Sichtweise der Kund:innen und regulatorische Anforderungen bereits bekannt. Damit kann ich den primär technisch fokussierten Blick der Fachpersonen in der Produktentwicklung um kommerzielle Projektthemen ergänzen. Mir selbst gibt es Sicherheit auch die Genehmigungsplanung sowie die Angebotsphasen zu kennen und dadurch die potenziellen Herausforderungen mitzudenken, die sich daraus an unsere Produkte ergeben können. Mittlerweile bin ich hier nicht mehr zu 100% in der Materie, aber dafür haben wir engen Austausch mit unserem Sales und der Projektentwicklung.

Gibt es persönliche Eigenschaften, die dir dabei helfen?

Die Frage zu beantworten finde ich echt gar nicht so leicht, aber ich versuche es mal: Durch das oben genannte Setting nehme ich meist eine moderierende Rolle zwischen den Fachbereichen ein. Mein Ziel ist es, ruhig an Herausforderungen heranzugehen und Entscheidungen nicht aus dem Bauch heraus zu treffen, sondern nach Einholung der dafür notwendigen Informationen. Ich hoffe, dass es mir gelingt, diese Ruhe auf die Kolleg:innen in den Teams zu übertragen und nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Generell wird man mich auch in hektischen Situationen selten aufgebracht erleben.

Was ist dein Ausgleich zum Arbeitsalltag?

Meistens ist die Antwort darauf Sport und soziale Kontakte. Ich gehe Bouldern, Schwimmen, hin und wieder ins Fitness-Studio, Wandern und mache Yoga. Alles gerne gemeinsam mit Freund:innen. Zudem koche und esse ich sehr gerne in Gemeinschaft. Die pflanzenbasierte Ernährung hält hier immer wieder neue Ideen bereit, die es sich lohnt auszuprobieren.

Zum Abschluss: Wen nominierst du für das nächste Interview und warum?

Ich freue mich darauf, mehr von Willy zu lesen. Willy leitet die Projektentwicklung und hat damit einen tiefen Einblick darin, wie Speicher politisch gefördert, aber auch vor Herausforderungen gestellt werden. Seine Meinung und Perspektive halte ich daher für sehr spannend!